Asyl und Karl Barth
Der große Schweizer Theologe Karl Barth bemühte sich 1942 um die Aufnahme (jüdischer) Flüchtlinge in die Schweiz. Der sehr aufrüttelnde „schweizerische Grund“ könnte uns Deutschen heute auch zu denken geben und uns mit Stolz erfüllen. Hier sein Aufruf:
„Es gibt Gründe für und gegen die uns Schweizern heute nahegelegte Flüchtlingshilfe. Dafür spricht:
Der christliche Grund
„Was ihr einem dieser geringsten getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40) Die Flüchtlinge gehen uns an: nicht darum, weil sie gute, wertvolle, angenehme Menschen, sondern darum, weil sie heute in der ganzen Welt die Geringsten, die Elendsten sind und als solche an unsere Tür klopfen, deren unzertrennlicher Gefährte der Heiland ist….
Der schweizerische Grund
Die Flüchtlinge tun uns (ob sie es wissen oder nicht) die Ehre an, in unserem Land einen letzten Hort des Rechtes und des Erbarmens zu sehen und aufzusuchen. Man wird später viel Großes und Schreckliches wieder vergessen, was in dieser Zeit geschehen ist. Man wird aber noch nach Jahrhunderten davon reden, ob die Schweiz ihren Namen als die freie Schweiz in diesen Tagen bestätigt oder verleugnet hat. Die Frage, ob uns das Beste, was wir als Schweizer sind und haben, durch die heutige Krisis hindurch erhalten bleiben wird, entscheidet sich auch daran, ob wir diesen Flüchtlingen unser Herz und unsere Hand öffnen oder aber den Rücken kehren.
Der menschliche Grund
Wir sehen an den Flüchtlingen, was uns bis jetzt wie durch ein Wunder erspart geblieben ist. Es ist wohl wahr, dass es heute auch uns nicht zum Besten geht. Es ist aber wiederum wahr: es geht uns immerhin noch so gut, dass wir diesen unglücklichen Mitmenschen als die Wohl-versorgten, ja Reichen gegenüber stehen. Können wir das aushaken, ohne ihnen nach besten Kräften helfen zu wollen? Wäre es nicht beschämend, die Gründe, die gegen diese Hilfe sprechen, auch nur über die Lippen zu bringen?“
Soweit Karl Barth 1942.
Ein letzter Hort des Rechtes und des Erbarmens…
Ist die Schweiz damals ihrem Ruf gerecht geworden? Wir haben unsere Zweifel nach dem, was wir über ihren Umgang mit jüdischen Flüchtlingen wissen.
Wird Deutschland seinem Ruf gerecht? Darum werden wir uns bemühen müssen.
Marianne Fuchs